Kölner Stadtanzeiger, 25.10.2010

Innenstadt – Urkomisch ist das Stück und doch ernsthaft. Es gibt was zu lachen, na ja, zu schmunzeln, auch wenn die Gesichtszüge manchmal einfrieren. Das Laute wechselt sich mit dem Stillen ab, auf Tempo folgt die Langsamkeit. Und insgesamt kommt die Geschichte vom „heißen Rösl“ ziemlich schräg daher und mit einer ordentlichen Portion Ironie. Das musikalische Schauspiel wurde jetzt erstmals im „Baui“ aufgeführt, und zwar von einer neu gegründeten Laien-Theatergruppe, die sich sympathisch und ganz und gar nicht laienhaft präsentierte.

Mit einem Augenzwinkern

„Zum heißen Rösl“ ist ein Hotel mit der Managerin Rosa. Eine bunte Schar von Touristen kommt dort an. Da sind der überspannte Dr. Dr. Lehmann, das verwöhnte Söhnchen, die Arrogante und die Verklemmte und die vielen Angestellten. Und alle lassen irgendwie die „Sau raus“. Die Geschichte handelt von den Auswüchsen des Massentourismus, von Beschwerdekult und Abenteuergier, schnellem Sex, schlechtem Benehmen und von der frustrierend erfolglosen Suche nach ein wenig Glück. „Eine kleine Sehnsucht braucht jeder, eine kleine Sehnsucht, die sich nicht erfüllt“, singt die Touristin.

Trotzdem bleibt die Tragik im Hintergrund, und der Betrachter amüsiert sich beim Zuschauen. Das liegt auch an der Darstellung. Die Frauen und Männer spielen gelungen, überzeugend und gern mit einem frechen Augenzwinkern. „Geh’n wir zum Touri-Ersäufen“, sagt das Zimmermädchen Mizzi. Kurzweilige Unterhaltung mit Singen, Tanzen, Lachen, Nachdenken ist jedenfalls garantiert.

Beachtlich, denn die 18 Darsteller traten zum ersten Mal vor Publikum auf. Anfang zwanzig sind die jüngsten, die ältesten Mitte sechzig. Sie haben türkische oder mexikanische Wurzeln oder sind echte Kölsche und einige sind echte Talente. Freilich hatten die Laien professionelle Anleitung von einem künstlerischen Team mit Hans Peter Katzenburg als musikalischem Leiter und der Choreografin Dulce Jiménez sowie Franziska Winterberg. Sie hat das Stück auch geschrieben. Sehr frei orientierte sich die Regisseurin und einstige Mitbegründerin des Theaters im Bauturm an dem Stück „Reigen“ (1921) von Arthur Schnitzler, der in einzelnen Dialogen sexuelle Begegnungen schilderte und dabei ein moralisches Bild der Gesellschaft zeichnete.

Angefangen hat alles vor einem Jahr. Auf Anregung von Franziska Winterberg fand sich eine Gruppe von spielfreudigen Südstädtern zusammen. Es gründete sich der Verein „Theater Köln-Süd“ – der Wirtschaftskrise und dem Theatersterben zum Trotz. „Wir haben viel Arbeit in das Projekt gesteckt haben“, sagt Cornelia Stursberg. Sie und Melanie Heinz sind die Vorsitzenden des neuen Theatervereins, und natürlich spielen auch sie mit – als Zimmermädchen Trude und Sportanimateurin Hanna. Langfristig will das neue Theater Köln-Süd (Tel. 0163-759 57 77) die Kulturszene bereichern.